In den letzten 25 Jahren hat Kolumbien die meisten anderen Volkswirtschaften der Region mit einem Wachstum von 4.5% überflügelt. Kolumbien war das einzige Land der Region, das seine Auslandsschulden in den 80er Jahren nicht umstrukturiert hat. Auch Kolumbien spürt jedoch mittlerweile die Folgen der internationalen Wirtschaftskrise. Durch den Einbruch der Auslandsnachfrage und der Rohstoffpreise, sowie den Rückgang der Kapitalzuflüsse aus dem Ausland, stieg das BIP 2008 mit 2,5%, weit weniger als in den Vorjahren. Doch scheint Kolumbien, durch die konsequente Wirtschaftspolitik und das stabile Wirtschaftswachstum der vergangenen Jahre gleichwohl gut gerüstet, gegen solche externen Schocks. Kolumbien ist nach wie vor stark agrarisch geprägt, die Zusammensetzung verschiebt sich jedoch zusehends zugunsten anderer Sektoren (Anteil nur noch 12% im Jahr 2005 und 18% 1998).
Anfang der 90er begann der neoliberale Umbau der Wirtschaft, begleitet von Rezession, Inflation und hoher Arbeitslosigkeit. Verschlechterte Weltmarktbedingungen und unsichere innenpolitische Lage führten 1999-2000 zu einer Wirtschaftskrise. Der Plan Colombiasollte dem darauf folgenden Abzug ausländischen Kapitals und dem Rückzug internationaler Firmen entgegenwirken und das Investitionsklima verbessern. Im Rahmen eines IWF-Stabilisierungsprogramms kam es zu umfassenden Strukturreformen, zur Flankierung der Außenhandels- und Finanzliberalisierungen.
Eine Reihe an Reformen haben zur Senkung des Haushaltsdefizits, der Inflationsrate und des Zinsniveaus sowie der Stärkung der wichtigsten Wirtschaftssektoren beigetragen. Haushaltskonsolidierung, verbesserte Sicherheitsbedingungen, niedrige Inflation und sinkende Arbeitslosenrate sollen das Vertrauen der Verbraucher weiter stärken und konstant halten. Unterstützt wird dies durch die Haushaltspolitik des Präsidenten Uribe und Strukturreformen zur Stärkung des öffentlichen Haushalts. Einen ausführlichen Bericht zur Wirtschaftsentwicklung sowie Wirtschaftsdaten kompakt bietet Germany Trade & Invest (vorher bfai - Bundesagentur für Außenwirtschaft).
Indikatoren, Analysen, Statistiken
Strukturdaten und Information zur Wirtschaftsentwicklung bekommt man z.B. bei der Deutsch-Kolumbianischen Handelskammer. Latinnews übermittelt kostenpflichtige Kurznachrichten und ausführliche Berichte zu unterschiedlichen Themen. Nachrichten aus der kolumbianischen Wirtschafts- und Finanzwelt bringen außerdem die Zeitungen La República und Portafolio. Dinero. bietet Investment News über Kolumbien.
Handel
Hauptlieferländer Kolumbiens 2008
Produkte
Anteil der Exportprodukte an den Gesamtexporten im Jahr 2008: Erdöl und -derivate 32,5%, Kohle 13,4%, Industrieerzeugnisse 46,8%, Kaffe 5,0%, Ferronickel 2,3% (gtai). Auch Exportgüter wie Bananen und Schnittblumen sind nach wie vor ein weiteres wichtiges Standbein der kolumbianischen Wirtschaft. So ist Kolumbien nach den Niederlanden der zweitgrößte Schnittblumenexporteur weltweit und Deutschland größter Importeur kolumbianischer Schnittblumen. Der Handelswert der Blumenexporte aus Kolumbien hat sich in den vergangen Jahren mehr als verdreifacht. Von diesen Gewinnen kommt allerdings wenig bei den v.a. weiblichen Arbeitern an an, die darüber hinaus unter schlechten Arbeitsbedingungen leiden: Kaum Organisationsfreiheit in Gewerkschaften, Gefährdungen durch Chemikalien, andauernde stark belastende Körperhaltungen und Entlassung von schwangeren Frauen. Ähnlich problematisch wie die Anbaumethoden in der Blumenindustrie sind auch die Ölpalmen-Monokulturen. Hauptexportmarkt und -lieferland sind nach wie vor die USA. Das weitaus lukrativste Exportprodukt ist Kokain: 80% des weltweit auf dem Markt befindlichen Kokains entstammen kolumbianischer Produktion. So kommen 2/3 des in den USA konsumierten Heroins und der Hauptteil des Kokainbedarfs aus Kolumbien.
Binnen- und Aussenhandel
Deutschland exportiert v.a. Maschinen, Elektrotechnik, Kfz-Teile sowie chemische und pharmazeutische Erzeugnisse nach Kolumbien und gehört zu den wichtigsten Handelspartnern Kolumbiens. Deutsche Firmen geniessen in Kolumbien hohes Ansehen. Die Ausfuhren nach Deutschland beschränken sich zu über 90% auf Kohle, Südfrüchte und Kaffee. Kolumbien ist inzwischen nach Russland und Australien der drittwichtigste Kohlelieferant Deutschlands.
Das Drogengeschäft in Kolumbien ist ein entscheidender Wirtschaftsfaktor. Das Land gilt trotz der Bekämpfung der Drogenkartelle weiterhin als zentraler Knotenpunkt des internationalen Kokainhandels, wobei die Hauptnachfrage aus den USA kommt. Dies erklärt deren finanzielles Engagement beim Plan Colombia, als Bestandteil der umstrittenen US-Drogenpolitik in Kolumbien. Seit den 90er Jahren entwickelt sich Kolumbien außerdem zu einem wichtigen Heroinproduzenten. Die 4000 ha Anbaufläche an Schlafmohn werden in 5t Heroin im Jahr umgewandelt (Daten UNODC). Auch die Marihuanaproduktion erlebt eine neue Renaissance.
Der Charakter des Drogenhandels als "Schattenwirtschaft" macht es unmöglich, den Einfluss auf die Wirtschaft genau zu messen. Er ist aber ebenso beträchtlich wie die Auswirkungen auf das gesamte staatlich-gesellschaftliche Gefüge des Landes und die Nachbarländer. Problematisch sind u.a. die Folgen für Natur und Umwelt. 2004 existierten in Kolumbien 80.000 ha Kokapflanzungen. Im Vgl. zum Jahr 2000 immerhin 50% weniger, aber nach wie vor 57% der weltweiten Produktion. Durch den Drogenanbau werden sensible Ökosysteme wie der amazonische Regenwald zerstört.
Die Umweltqualität wird außerdem durch die zur Weiterverarbeitung benötigten und die von der Regierung zur Vernichtung der Anbauflächen benutzten Pestiziden beeinträchtigt. Der illegale Anbau führt auch zur Veränderung der Wertvorstellungen der Kleinbauern, die kaum Alternativen zum Anbau von illegalen Produkten haben. Gleichzeitig leiden sie am meisten unter den jüngsten Vernichtungsaktionen im Rahmen des weitgehend verlorenen Drogenkrieges.
Acción Social heisst das offizielle Organ der kolumbianischen EZ (Agencia Presidencial para la Acción Social y la Cooperación Internacional). Acción Social kanalisiert ausländische EZ-Gelder, ist Ansprechpartner der staatlichen Entwicklungszusammenarbeit und führt eigene Programme durch. Mittelfristiges Ziel der inländischen Entwicklungsanstrengungen ist die erfolgreiche Durchführung des neuen Plan Visión Colombia II Centenario 2019.
Deutsche und europäische EZ in Kolumbien
Die jüngsten Regierungsverhandlungen zwischen Deutschland und Kolumbien fanden im November 2009 in Bogotá in offener und vertrauensvoller Atmosphäre statt. Nachdem seit 2007 Programme im Schwerpunktbereich "Friedensförderung und Krisenprävention" durchgeführt wurden, sollen nun auf Wunsch der kolumbianischen Seite auch wieder Massnahmen im "grünen Bereich" möglich werden. Neben der Gtz arbeitet auch InWEnt im Rahmen der Technischen Zusammenarbeit im Land. Die KfW unterstützt Projekte im Bereich Forstwirtschaft sowie Stadtentwicklung und Verwaltung in Bogotá.
Die Capacity Building-Massnahmen der InWEnt konzentrieren sich auf Themen wie Friedenserziehung, Cuencamanagement und Forstwirtschaft. Seit 2007 gibt es das fachliche Alumninetzwerk Nachhaltiges Wirtschaften RADES. Darüber hinaus werden 2007 und 2008 mit der Unterstützung von SENA, im Bereich der beruflichen Bildung Massnahmen zur Reintegration von ehemaligen bewaffneten Kämpfern durchgeführt. Kolumbien ist ausserdem Teil des regionalen Alumninetzwerks, dass vom InWEnt Regionalbüro Lima initiiert wurde und in 15 Ländern der Region aktiv ist. Von Inwent und anderen dt. Organisationen aus- und fortgebildete Fach- und Führungskräfte (Alumni) können im EXperten Treffpunkt, der neuen webbasierten Datenbank des Regionalbüros nach Namen, Region oder spezifischer Expertise gefunden werden.
Im Bereich der kirchlichen EZ vermittelt u.a. die AGEH im Rahmen des Zivilen Friedensdienstes Friedensfachkräfte in verschiedene Projekte nach Kolumbien vermittelt. Als politische Stiftungen haben sowohl die Friedrich-Ebert-Stiftung (FES) als auch die Konrad Adenauer-Stiftung (KAS) ein Büro in Bogotá und betreuen vor Ort zahlreiche Projekte. Natürlich sind auch diverse Internationale NGO, wie z.B. Oxfam in Kolumbien vertreten. So unterstützt z.B. Earthlink die Awa im Grenzgebiet zu Ecuador. Coama fördert die eigenständige Entwicklung der Indianer im Amazonasgebiet. Die Peace Brigades International, deren Mitglieder sich gefährdeten Menschenrechtsaktivisten lokaler Organisationen als "menschliche Schutzschilde" zur Verfügung stellen, geraten sowohl von paramilitärischer als auch von staatlicher Seite immer wieder unter Druck.